Die erste Überraschung, mit der wir konfrontiert wurden, traf uns prompt beim Verlassen des Flughafens, der klimatisiert war. Obwohl es mitten in der Nacht war, fühlte es sich an, als würde man in der Wilhelma das Tropenhaus betreten. Eigentlich ja keine Überraschung, schließlich wussten wir, dass wir in die Tropen gehen und gerade Monsum ist. Aber etwas zu wissen und es zu fühlen, sind zwei ganz unterschiedliche Dinge.
Draußen ist es so unerträglich heiß und schwül, dass man innerhalb kürzester Zeit im Schweiß steht und die Kleidung unangenehm feucht am Körper klebt. Drinnen, also im Hotel und in den klimatisierten Autos, ist es fast schon wieder zu kühl für mein Empfinden. Ich bin ein wärmeliebender Mensch, trotzdem sehne ich mich bereits nach einem kurzen Aufenthalt draußen wieder nach einem klimatisierten Raum. Ich bin es einfach nicht gewöhnt, in einem Sanarium zu leben. Ich kann stundenlang in einem Sanarium liegen und die Wärme genießen, aber rumlaufen und womöglich noch in den 3. Stock Treppensteigen, weil der Fahrstuhl gerade nicht funktioniert, erschöpft mich.
New Delhi ist als Millionenstadt überraschenderweise unglaublich grün. An jeder Straße wachsen Bäume und andere Pflanzen. Es wuchert regelrecht. Wie hat eine Kollegin es mal treffend verglichen:“ Hier sieht es aus wie im Wohnzimmer meiner Oma!“ Nur, dass die Pflanzen hier üppiger und gesünder aussehen. Fingeraralien sind hier meterhohe Bäume. Wahrscheinlich ist es dieselbe Hitze und Feuchtigkeit, die ich so anstrengend finde, die der Vegetation so gut bekommt.
New Delhi ist neben den vielen Menschen auch belebt von vielen Tieren. Viele Vögel, wie Tauben und Krähen und kleinere exotische, die ich sonst noch nie gesehen habe. Auch kleine Streifenhörnchen huschen herum. Auf der Straße sieht man Hunde und natürlich Kühe. Die Kühe tragen bunte Ketten um den Hals, laufen aber frei herum. Manche sehen sehr dünn aus. Ich frag mich auch, was die Kühe hier fressen. Da es zwar viel Vegetation gibt aber kaum Gras oder Grünflächen, die für die Kühe zugänglich wären. Sämtliche Parks mit Rasenflächen sind eingezäunt. Eine Kuh hab ich an einem grünen Busch Blätter fressen sehen, eine andere hat etwas aus einem aufgerissen Müllbeutel gefressen. Ich kann mir aber nicht erklären, wie so viele Kühe von Müll und Buschblättern leben können.
So gut es den Pflanzen aufgrund des Klimas hier geht, bei den Kühen hab ich nicht den Eindruck, dass es ihnen besonders gut geht, und das, obwohl sie doch hier heilig sind.

Gestern hab ich unseren Makler gefragt, von was sich die Kühe ernähren. Er erzählte, dass viele traditionelle hinduistische Familien für die Kühe mitkochen und ihnen was rausstellen. Sie backen Roti, kleine Fladenbrote, die die Kühe bekommen. Das ist gut für ihr eigenes Karma, den Kühen was zu fressen und zu trinken bereitzustellen. Die Kühe haben dann wohl ihre Tour, die sie morgens und abends ablaufen.