Schon lange wollte ich einen Artikel über die Straßenhunde hier schreiben. Ich glaube ich habe die Hunde auch schon in einem anderen Artikel erwähnt. Also bitte ich aufmerksame Leser um Entschuldigung, falls sich Inhalte doppeln sollten. Obwohl ich es ehrlich gesagt immer noch nicht ganz durchdrungen habe, möchte ich doch wenigstens versuchen das, was ich beobachtet habe, zu beschreiben.
In unserem Viertel gibt es Straßenhunde wie eigentlich überall in Indien. Das sind in unserem Viertel immer dieselben, was man sich gut über Revieraufteilungen erklären kann. Sie sind meist zu dritt unterwegs, mittelgroß, mit kurzem Fell, meist hellerer Farbe. Die Hunde sind sehr gut genährt, manche fast moppelig, was mich etwas irritiert hat. Meine Vorstellung war, armselige, reudige, halb verhungerte Kreaturen vorzufinden.
Es sind meist Rüden. Sie sind in kleinen Rudeln unterwegs und interagieren und spielen miteinander. Die Zutraulichen versuchen ein paar Streicheleinheiten von Passanten zu ergattern, was viele Inder ängstigt. Die Leinenhunde werden als Reviereindringlinge engagiert verbellt. Deswegen führen die meisten Inder ihre Rassehunde mit einem Stock spazieren. Als Verhaltensbioligin bewerte ich das Leben dieser Straßenhunde als glückliches Hundeleben.
Als es im Oktober kühler wurde, konnte ich beobachten wie auch diese „Straßenhunde“ auf einmal Hundejäckchen trugen und dort, wo die Hunde meist zu sehen waren, am Rand des Gehsteiges mit Karton ein behelfsmäßiger Schlafplatz für sie eingerichtet worden war. Vorher war mir bereits aufgefallen, dass vor manchen Häusern Hundenäpfe stehen, wo die Tiere mit Wasser und Futter versorgt werden. Bislang bin ich aber von einem hinduistischen Akt des positiven Karmasammelns ausgegangen. Jetzt hab ich eher den Eindruck als haben viele „Strassenhunde“ hier tatsächlich sowas wie Besitzer, die sie versorgen, aber sie leben eben trotzdem ohne Leine auf der Straße und nicht im Haus.
Natürlich gibt es auch die Straßenhunde, die ungepflegter aussehen und offensichtlich niemanden haben, der sich für sie verantwortlich fühlt. Trotzdem sehen die Tiere selten verhungert aus, zumindest hier in den wohlhabenden Vierteln von New Delhi. Anders in Rajasthan, hier waren die Hunde oft wirklich armselige Kreaturen. Die Menschen in Rajasthan sind ärmer, als die in der Stadt und das scheint sich auch direkt auf die mit ihnen lebenden Tiere auszuwirken.
Hündinnen sieht man äußerst selten. Durch einen unangenehmen Vorfall ist mir nun auch klar, warum:
Letzte Woche wollte mein Mann vom naheliegenden Tennisplatz Heim laufen. Da er dabei in sein Handy schaute, bemerkte er nicht, wie er zu nah an einer schlafenden Hündin vorbeiging. Die hat sich so erschrocken, dass sie ihm in die Wade gebissen hat. Der Biss war nicht so schlimm, trotzdem zog er einige unangenehme Folgen nach sich. Da man nie wirklich weiß, ob das Tier mit Tollwut infiziert ist, waren zwei weitere Tollwutimpfungen sicherheitshalber nötig. Außerdem noch Antibiotika, da sich die zwei Bisswunden infizierten. Nachdem mein Mann mir die Hündin mit einem großen Gesäuge beschrieben hat, hatten wir beide sofort die Vermutung, dass das Tier Welpen hat. Genau das hat sich jetzt auch bestätigt. Somit erklärt sich auch die höhere Aggressivität der Hündin, die sich und ihren Nachwuchs durch das plötzliche Auftauchen meines Mannes wohl bedroht sah.
Diese Erfahrung hat gezeigt, dass man hier in Delhi gegenüber den zahlreichen Tieren immer eine gewisse Vorsicht walten lassen sollte uns sie erklärt auch, warum man viel weniger weibliche Hunde sieht.
Die Hündinnen ziehen sich mit ihren Welpen an einen geschützten Platz zurück. Damit sind sie nicht mehr so präsent. Außerdem vermute ich, dass sie durch den hohen Energieaufwand der Trächtigkeit und des Säugens der Welpen auch nicht alt werden. Schließlich muss die Hündin sich und ihren Nachwuchs die ganze Zeit allein versorgen. Im Gegensatz dazu wird die Leitwölfin vom Wolfsrudel mit Nahrung versorgt, wenn sie Junge bekommt. Laut Literatur werden Wölfe in der Wildnis wohl 7-10 Jahre alt. Es gibt auch welche, die noch älter werden. Wie alt die Hündinnen wohl werden, frag ich mich?
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