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Alltag

Autorenbild: Kerstin TscherpelKerstin Tscherpel

Der Alltag unterscheidet sich hier in Delhi doch sehr von unserem beschaulichem Leben in der schwäbischen Kleinstadt.

Unter der Woche wenn Schule ist, quäle ich mich nach dem dritten Wecker um spätestens halb sechs aus dem Bett. Ich schleppe mich schlaftrunken in die Küche und mache mir grünen Tee oder Kaffee. Das erfordert schon ein Höchstmaß an Konzentration. Bis hierhin ist alles beim Alten. Während ich in Deutschland meinen Kaffee egal zu welcher Jahreszeit drinnen genossen habe, schlürfe ich mein koffeinhaltiges Getränk hier auf dem Balkon und beobachte wie im Osten die Sonne aufgeht. Ich beobachte wie die Vögel sich an den Früchten des großen Benjamins direkt vor unserem Balkon laben und die kleinen Streifenhörnchen in waghalsigen Drahtseilakten auf den dünnen Ästen des Baumes balancieren, um auch ein paar von den kleinen, orangenen Früchten zu ergattern.

Schon etwas wacher genieße ich meine Regendusche und fühle mich nach der Morgentoilette bereit für einen neuen Tag.

Irgendwie wird es dann morgens doch immer noch stressig bis alle fertig und mit Essen versorgt sind. Der Koch hat tags zuvor Sandwiches für die Großen als Pausenbrot vorbereitet und ich nehme eine Portion des kleingeschnippelten Obstes mit. Je nach Saison gibt es Mango, Melone, Papaya oder auch Äpfel und Birnen und im Winter Erdbeeren.


Wir quetschen uns in den kleinen Fahrstuhl und werden unten von unserem Fahrer begrüßt, der unsere schweren Taschen ins Auto packt. Er fährt uns souverän durch das chaotische hupende Getümmel aus Tuk Tuks, Autos und Mopeds und setzt uns an der Schule ab.


An der Deutschen Botschaftsschule unterscheidet sich der Schulalltag nicht wirklich von einer Schule in Deutschland. Zumindest was das Unterrichtsgeschehen anbelangt. Ein paar Unterschiede gibt es aber dennoch. So wird die Draußenpause nicht nur von Regen sondern auch von schlechten Luftwerten abhängig gemacht, im Treppenhaus wird man auf den verschieden Etagen vom indischen Hauspersonal mit einem freundlichen "Namaste" begrüßt und auf dem Gelände der Schule kann man sich regelmäßig am Anblick der dort wohnhaften Pfauen erfreuen.

Nach unserem anstrengenden Schultag erwartet uns der Fahrer und bringt uns wieder Heim.


Ich betrete eine aufgeräumte und geputzte Wohnung und aus der Küche strömt mir leckerer Essensgeruch entgegen. Neugierig werfe ich einen Blick in die Töpfe auf dem Herd um zu sehen, was der Koch heute wieder gezaubert hat. Das schätze ich am meisten an unserem Leben hier. In Deutschland konnte ich nach einem anstrengenden Schultag erst mal direkt in die Küche abbiegen und kochen, weil alle ausgehungert waren.


Am Wochenende haben wir versucht, das Haus wieder in einen einigermaßen akzeptablen Zustand zu versetzen und den Wocheneinkauf zu erledigen. Dadurch war das Wochenende nie wirklich entspannend. Hier muss ich gerade noch die Wäsche in die Maschine stopfen, damit unsere Putzfrau sie aufhängen und bügeln kann. So hat man am Wochenende viel mehr Zeit, um Freunde zu treffen und sich zu erholen. Das ist echt schön.


Den Abend verbringe ich jetzt damit, mit meinem Erstklässler Hausaufgaben zu machen. Das Buchstaben malen und Rechnen im Zehnerbereich entspricht dann genau meinem intellektuellem Niveau und hat in etwa den Entspannungseffekt wie Mandalas malen. Danach lasse ich den Tag mit meinem Mann auf dem Balkon oder der Dachterrasse ausklingen, wo wir den vorbeiziehenden Flughunden nachschauen.



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