Wir sind wieder in Dharamkot. Diesmal haben wir einen Flug der zweitägigen Anreise mit dem Auto vorgezogen. Tatsächlich sind wir mit einem Propellerflugzeug nach Dharamsala geflogen. Das war schon etwas holpriger als in einem Düsenflugzeug.

Unsere Unterkunft liegt diesmal sogar noch abgelegener oberhalb von Dharamkot. Man fährt eine abenteuerliche, unbefestigte Straße von Dharamkot hinauf, die hauptsächlich aus Schlaglöchern und Steinen besteht. Auf der Fahrt wird man ganz schön durchgeschaukelt und mein Mann ist jedesmal heilfroh, wenn wir sicher oben angekommen sind. Ein Wunder, dass diese alten kleinen Fiats das überhaupt schaffen.
Wir wohnen im Birdhouse Retreat. Das ist eines der wenigen Häuser hier oben neben dem Gallu Tempel. Retreat ist sehr passend, da es so ruhig und abgelegen ist. Abends zirpen die Grillen und morgens singen die Vögel. Die Zimmer haben eine spektakuläre Aussicht auf die umliegenden Hügel und den Sonnenuntergang. Die ersten beiden Tage nach unserer Ankunft sind wolkenverhangen und regnerisch. Dadurch ist es so kalt, dass das echt ein Schock für mich ist, nach den Dauer-40-Grad in Delhi. Das Haus ist schlicht eingerichtet, hat natürlich keinerlei Heizung aber wenigstens dicke, warme Bettdecken. Die Zimmer sind daher fast genauso kalt wie draußen und bei nicht mal 20 Grad Celsius musste ich mir schon mein Wollunterhemd anziehen, das ich eigentlich für Leh eingepackt habe. Die Dusche ist auch nicht wirklich geeignet sich aufzuwärmen, denn man braucht so lange, um die Wassertemperatur einzustellen, dass der Boiler dann schon fast wieder leer ist. Das Wasser, das ungewärmt aus dem Wasserhahn kommt, ist echt kalt. Eben frisch aus dem Himalaya. Zum Glück habe ich immer meine Wärmflasche dabei. Damit kann man sich zur Not ins Bett verkriechen und warten bis das Wetter besser wird.
Die Betreiber sind sehr um uns bemüht. Zur Begrüßung haben wir selbstgebackene Kekse bekommen, die mich an die Vanillekirpfel meiner Mama erinnern. Als ich mich später mit der Besitzerin über die Kekse unterhalte, nennt sie sie sogar „Vanillekirpfel“. Wie lustig, dass ich am Rand der Welt mitten im Juni Weihnachtsgebäck zu essen bekomme.
Zum Frühstück sitzen wir an dem überdachten Tisch auf der Terrasse und blicken in einen mehr oder eher weniger kultivierten Garten mit urigen Felsen und blühenden Margariten.
Es gibt leckeren Chai und Milchkaffee, Omelett mit warmem Buttertoast und Obstteller mit Früchten der Saison. So gestärkt machen wir uns auf den Weg runter ins zivilisiertere Dharamkot.
Dieses erreicht man über einen Fußmarsch durch die Pampa über einen Geröllpfad und unbehauene Steinstufen bergab.

Bis man die winzige Hauptstraße von Dharamkot erreicht, muss man unzählige Treppenstufen hinabsteigen. Jetzt zweifle ich doch daran, ob es nicht besser gewesen wäre, direkt in Dharamkot zu wohnen. Vor allem da wir ja den anstrengenden Weg zurück bergauf auch noch überwinden müssen. Die Fußgängerzone ist voll mit Touris, unzähligen Hippies, die man unter anderem an ihren Haremshosen erkennt. Sie drängen sich den schmalen Weg an den Cafés und Souvenirshops entlang. Weiter unten auf dem Weg durch die kleinen Felder, die jetzt mit Mais bepflanzt sind, wird es ruhiger. Ich sammle frischen Hanf für Tee und betrachte die Vögel. Hier in Dharamkot ist bei den Vögeln das Haube tragen angesagt. Ich sehe Wiedehopfe, und bestimmt noch drei andere Vogelarten mit Haube.
Im Trimurti Garden genießen wir deutschen Kuchen und stärken uns für den Rückweg. Einer der vielen freundlichen Hunde begleitet uns ein Stück des Weges.
Der Weg zurück bergauf ist wie befürchtet noch anstrengender. Zum Glück gibt es entlang der Strecke zahlreiche coole Cafés, in denen man verschnaufen kann und sich mit prickelndem Kombucha erfrischen kann.

So schaffen wir es schließlich doch zurück ins Birdhouse Retreat und werden mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt.
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