In der Nähe von Rishikesh gibt es das Rajaji-Tigerreservat. Wir stehen extra früh auf, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, Tiere zu sehen. Vor Ort steigt man in einen offenen Jeep um. Dieser fährt uns auf einer Piste durch den Park, wo wir ganz schön durchgerüttelt werden. Wir fahren vorwiegend durch ein ausgetrocknetes Flussbett, das von Bäumen und hohem Grasland gesäumt ist. Im sandigen Flussbett sehe ich Elefantenfußspuren. Das weckt in mir die Hoffnung, vielleicht tatsächlich auf diese Tiere zu treffen.
Die Landschaft ist unberührt und ich genieße den Anblick von soviel Natur sehr. Obwohl Delhi sehr grün ist, ist es eben doch Stadt. Ich sehe große bunte Schmetterlinge und Vögel. Im Wald sehen wir einige Pfauenhähne, die ihr prächtiges Gefieder zeigen, indem sie ihr Rad schlagen. Auch den in Indien weit verbreiteten Axishirsch sehen wir einige Male. Aber obwohl ich hochkonzentriert das hohe Grasland mit den Augen absuche, kann ich keinen Tiger entdecken.
Die Fahrt setzt sich fort und langsam schwindet die Hoffnung, doch noch ein spektakuläreres Tier zu sehen. Plötzlich stoppt der Jeep und der Fahrer macht uns auf Elefanten im etwas entfernten Wald aufmerksam. Ich bin ganz aufgeregt. Zuerst sehe ich nix. Aber dann kann ich beim genauen Hinsehen hinter der ersten Baumreihe die grauen Riesen erahnen. Leider sind sie so weit weg, das man kaum einen guten Blick auf sie erhaschen kann. Wir versuchen, sie durch die Bäume zu erspähen und ich ärgere mich, dass ich kein Fernglas mitgenommen habe. Langsam fährt der Jeep weiter. Ich werfe immer wieder einen Blick zurück auf das Waldstück, wo die Elefanten waren.
Und tatsächlich, auf einmal treten sie aus dem Wald heraus und laufen gemächlich in das gut einsehbare ausgetrocknete Flussbett. Wir lassen den Fahrer anhalten und ein Stück zurückfahren, um näher dran zu sein. Jeder versucht, begeistert ein möglichst gutes Foto zu machen.
Es ist eine kleine Elefantenherde mit zwei bis drei adulten Tieren, zwei Kälbern und zwei nicht ganz ausgewachsenen Tiere. Ich bin gefesselt, diese wundervollen Tiere hier in freier Wildbahn zu sehen. Die Kälber werfen sich den trockenen Sand aus dem Flussbett mit dem Rüssel auf den Rücken und laufen ihren Müttern hinterher.
Lange steht der Jeep und wir beobachten die Elefantenszene fasziniert. Dann kommt der andere Jeep angefahren und da die Piste nur für einen Jeep breit genug ist, reißen wir uns los und fahren weiter.
Die Elefanten haben uns für die unsichtbaren Tiger entschädigt.
Um eine realistische Chance zu haben, auf einen Tiger zu treffen, muss man noch deutlich früher als wir unterwegs sein. Es sind eben doch Katzen und die sind vorwiegend in den kühleren Morgenstunden und abends unterwegs. Vielleicht beim nächsten Mal. Das war sicherlich nicht die letzte Safari, die ich hier in Indien gemacht habe.
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