Es ist 6:30 Uhr und mein Wecker klingelt. Es ist seit Tagen das erste Mal, dass ich mich vom Wecker wecken lasse. Normalerweise weckt mich mein Kleiner, wenn der Tag beginnt. Draußen ist es noch dunkel, aber man kann die Dämmerung schon erahnen, die von Osten aufzieht. Verschlafen zieh ich mich an und mach mich fertig, um einen 2. Versuch zu unternehmen, die Delfine zu sichten. Als ich an die Tür meiner Großen klopfe, um sie an unseren Termin zum Dolphinwatching zu erinnern, werde ich nur abgewiesen. Mein Mann erbarmt sich und begleitet mich. So machen wir seit langem mal wieder was ohne Kinder zu zweit.
Ich gehe vor zu dem kleinen Restaurant, aber alles ist noch zu und kein Mensch da. Gestern hatten wir doch ausdrücklich 7 Uhr ausgemacht. Meine Hoffnung auf Kaffee schwindet. Nach ein paar Minuten kommt doch noch ein Mitarbeiter und organisiert das Boot und den Kaffeekocher für mich. Alle sehen noch genauso verschlafen aus wie ich.
Am Strand versucht der Bootsführer das Auslegerboot allein über die Planken ins Meer zu bugsieren. Das sieht sehr mühsam aus und gelingt ihm auch nicht wirklich. Schließlich geht ihm mein Mann zur Hand, was er dankbar annimmt. Ich stehe mit meinem dampfenden Kaffeebecher daneben und hab ein schlechtes Gefühl, weil ich nicht mithelfe. Aber erfahrungsgemäß würde den Inder das sehr verstören, also nippe ich an meinem heißen Kaffee. Der Kaffee ist eine Art Milchkaffee mit Zucker und sehr lecker.
Die Aktion das Boot zu Wasser zu lassen, erinnert mich tatsächlich an „Wicki“. Ich hätte nicht gedacht, dass das heute auch noch so praktiziert wird und so gut funktioniert.
Fünfzehn Minuten später sitze ich mit meinem Mann in dem Auslegerboot, wir verlassen unsere Bucht und fahren Richtung Süden. Auf der Klippe am Rand unserer Bucht steht wieder der einsame Angler, wie jeden Morgen. Ich frage mich, ob er wohl was fängt. Die Sonne geht hinter dem Hügel auf. Malerisch. Ich genieße den Fahrtwind und den heißen Kaffee.
Nach ein paar Minuten Fahrt sehen wir drei andere Auslegerboote im Meer treiben. Unser Boot steuert darauf zu und plötzlich ruft unser Bootsführer „Dolphins, Dolphins!“.
Und tatsächlich nur ein paar Meter entfernt sieht man zwei Finnen aus dem Wasser auftauchen. Die Delfine schwimmen unbeeindruckt von uns ihrer Wege und wir begleiten sie ein Stück. Meist sieht man sie nur kurz auftauchen. Einmal sieht man die Schwanzflosse eines Delfins. Das ist schon das Highlight. Mein Mann versucht ein paar Fotos zu schießen, was schwer ist, da sie immer nur kurz auftauchen und relativ weit weg sind. Ich habe gemischte Gefühle beim Anblick der Tiere. Irgendwie hatte ich eine größere Gruppe agilerer Tiere erwartet. Diese beiden schwimmen fast unmerklich durch den Ozean verfolgt von insgesamt fünf Touribooten. Ich hoffe, dass die Tiere sich durch unsere Aktion nicht allzu gestört fühlen.
Im Resort recherchiere ich und komme zu dem Schluss, dass wir wahrscheinlich Buckeldelfine gesehen haben. Ich stoße auf einen weiteren Artikel, indem das Verhalten, das ich auch beobachten konnte, beschrieben wird. Buckeldelfine sind wohl eher scheu und dadurch besonders störungsempfindlich. Sie versuchen den Booten auszuweichen. Den Eindruck hatte ich auch. Dieses Wissen trübt das Erlebnis und ich werde wohl keine Delfintour mehr machen.
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