Dengue-Fieber & tibetische Medizin
- Kerstin Tscherpel
- 23. Okt. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Okt. 2022
Nach dem Monsun beginnt die Denguesaison. Das merkt man daran, dass in unserem Bekanntenkreis immer mehr Fälle des Denguefiebers auftreten. Das Denguevirus wird über die tagaktiven Tigermücken verbreitet, die sich nach dem Monsun zahlreich vermehrt haben. Die Infektion erzeugt grippeähnliche Symptome mit Fieber und Gelenkschmerzen. Diese können wohl so schlimm sein, dass die Krankheit deswegen oft Knochenbrecherkrankheit genannt wird. Neben Malaria ist das die Krankheit hier in Indien, vor der ich mich am meisten fürchte.
Schließlich hat es meinen Mann auch erwischt. Er sitzt tagsüber oft stundenlang draußen auf unserem Balkon und treibt auch viel Sport draußen. Insektenschutzmittel nutzt er natürlich nicht wirklich konsequent. Somit war es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.
Um die behandlungsbedürftige Malaria auszuschließen, ist er zum deutschen Arzt in die Botschaft. Dieser nimmt Blut, führt seine Diagnose durch und bestätigt Dengue. Seine Behandlungsempfehlung war
ernüchternd: "Viel trinken, 4-5 Liter am Tag." Mehr könne man nicht machen. Die Blutwerte müssten beobachtet werden. Das Denguevirus kann tatsächlich so einen starken Abfall der Blutplättchen verursachen, dass die Blutgerinnung gestört ist. Das kann sogar lebensdrohlich werden. Wenn ich überlege, was man in Deutschland bei einer gemeinen Erkältung an Medikamenten verordnet bekommt, hat mich das ehrlich schockiert. Vor allem, weil die Arzthelferin erzählt hat, dass tags zuvor ein Denguepatient in die Praxis gekommen ist, der sich kaum noch aufrecht halten konnte. Viele fühlen sich so elend, dass sie befürchten, ihr letztes Stündlein hat geschlagen. Ich stelle mir vor, wie verzweifelt sie sich fühlen müssen, wenn sie sich mit letzter Kraft zum Arzt schleppen, um Hilfe zu bekommen und mit einer Trinkempfehlung entlassen werden.
Das kann ich so nicht akzeptieren. Daher recherchiere ich selbst. In einer medizinischen Veröffentlichung werde ich fündig. Der Krankheitsverlauf lässt sich positiv durch die Einnahme von Chrompräparaten beeinflussen. Damit kann man die negativen Auswirkungen auf die Blutwerte abpuffern. Da es sich bei diesem Chrompräparat einfach um ein Nahrungsergänzungsmittel handelt, das über Amazon rezeptfrei bezogen werden kann, versorge ich meinen Mann damit.
Zusätzlich sind wir auf Anraten eines Kollegen zum tibetischen Mediziner. Dieser stellt bei meinem Mann eine übermäßige innere Hitze fest, indem er mit drei Fingern den Puls abtastet. Damit meint er aber nicht das offensichtlich vorhandene Fieber, sondern vielmehr das bisweilen doch etwas hitzige Temperament meines Mannes. Er schreibt eine ganze Litanei von Lebensmitteln auf, die mein Mann meiden soll und welche, die gut für ihn sind, weil sie die Hitze bändigen. Zusätzlich bekommt er noch tibetische Medizin. Diese sieht aus wie Kaninchenköttel und schmeckt schrecklich bitter. Die Kugeln werden gemörsert und mit gekochtem warmen Wasser getrunken. Es sind glaube ich Kräuterpulver, die die Tibeter zu solchen Kugeln formen. Das Getränk schmeckt wie Gallenflüssigkeit und damit mehr als widerlich. Man muss also schon sehr krank sein, um diese Medizin zu nehmen. Morgens, mittags und abends gibt es unterschiedliche Kugeln. Das macht es aber nicht besser und bringt nur marginale Unterschiede in der Widerlichkeit mit sich. Zusätzlich soll mein Mann bitteren Tee trinken, Amlafrüchtetee und Papayablättertee. Mindesten drei frische Kokosnüsse am Tag, Fleischbrühe und Schwitzen wird auch noch empfohlen. Das hat mich an meine Oma erinnert, die hat bei Virusinfekten auch schon früher auf die Schwitztherapie geschworen.

Tapfer würgt sich mein Mann also die bitteren Lösungen rein. Dabei hat er den Eindruck, dass sie sich tatsächlich positiv auf sein Fieber und seine Kopfschmerzen auswirken.
Der zweite Bluttest beim Arzt verläuft sehr positiv. Sowohl die Blutwerte wie auch die Leberwerte sind im grünen Bereich und besser als davor in Deutschland. Das hat den Arzt dann doch überrascht. Nach einer Woche Krankheit und 2-3 Kilo Gewichtsabnahme hat mein Mann es dann überstanden.
Den milden Verlauf der Erkrankung bei meinem Mann führe ich auf seinen guten Vitamin D Level, die Chrompräparatbehandlung und die tibetische Behandlung zurück. Tatsächlich hat mir das etwas die Angst vor dem Denguefieber genommen. Trotzdem sprühe ich mich jetzt noch gewissenhafter mit Insektenschutz ein als davor.
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