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AutorenbildKerstin Tscherpel

Dienstleistungsgesellschaft Indien

Mein Sohn hat kürzlich im Geographieunterricht die drei Sektoren der Wirtschaft behandelt. Nach denen jede Gesellschaft sich wohl von Landwirtschaft- über Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft entwickelt. Wobei die Dienstleistungsgesellschaft die letzte Phase darstellt. Die Dienstleistung wird hier in New Delhi ganz groß geschrieben. Nirgendwo habe ich je so viel Dienstleistung erlebt wie hier.


Zum Beispiel war ich mit meinen beiden Großen kürzlich beim Frisör. Es war ein upper class Frisör, da meine Tochter Befürchtungen hatte, dass ihre Haarfrisur sonst nix werden würde. Daher war er auch nicht ganz billig. Nachdem wir den schicken Laden in der Mall betreten haben, darf ich für meinen Sohn erst mal aussuchen, welche Kategorie ich buchen möchte. Es gibt drei verschiedene, die natürlich auch unterschiedlich kosten. Da mir nicht klar ist, warum die gleiche Dienstleistung, nämlich waschen und schneiden, unterschiedlich viel kosten soll, frage ich also nach, was es mit den Kategorien auf sich hat. Die unterschiedlichen Preise ergeben sich wohl aus der Expertise der Frisöre. Auffällig war, dass es bis auf eine Frau nur Männer als Frisöre gab. Alle natürlich super gestylt von der Frisur bis zu den Schuhen. Ein weiteres wichtiges Einstellungskriterium für den schicken Laden scheint mindestens ein Tattoo zu sein. Jeder Frisör hatte gleich mehrere. Bislang sind mir bei den Indern hier noch keine Tattoos aufgefallen. Das scheint also so ein Frisörding zu sein.😅

Nun zum Service. Während ich Frisörbesuche aus Deutschland so kenne, dass die Friseuse einen allein bedient und wenn z.B. Farbe einwirkt, gleich noch einen anderen Kunden dazwischen versorgt, ist das hier ganz anders. Der gebuchte Frisör hat einen Handlanger, so dass man als Kunde von zwei Personen bekümmert wird. Der Frisör schneidet beispielsweise und der Gehilfe pinselt die abgeschnittenen Haare weg. Oder wie bei meiner Tochter, die von der einzigen weiblichen Friseuse das Bleichmittel für die Strähnchen aufgetragen bekommt, während ihr Assistent ihr die Folien anreicht.


Ein weiteres Beispiel für hervorragenden Service ist, dass man z.B. viele medizinischen Leistungen als Hausbesuch buchen kann. Das fängt beim PCR-Test an, geht aber bis zum Arztbesuch. Weil medizinische Leistungen hier echt deutlich günstiger sind als in Deutschland, kam mein Mann auf die Idee, dass ein Gesundheits-check-up nicht schaden würde. Also hab ich einen Check-up gebucht, für den die Blutabnahme bei uns zu Hause stattfand. Am Samstagmorgen kam der freundliche Mitarbeiter bei uns vorbei und hat sehr professionell die Blutproben genommen. Das war sehr bequem. Am Sonntagmorgen haben wir dann schon die Ergebnisse per Email erhalten. In Deutschland hat das immer mindestens eine Woche gedauert.

Pro Person haben wir dafür nur 25,- € bezahlt und dabei wurde soviel gecheckt, dass wir drei Seiten Ergebnisbericht pro Person erhalten haben. In Deutschland hat allein der Vitamin D Test schon 30,-€ gekostet. Was für ein Schnäppchen.


Wie man Indien bei all der Dienstleistung als Entwicklungs- oder Schwellenland bezeichnen kann, ist für mich nicht nachvollziehbar.

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