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AutorenbildKerstin Tscherpel

Holi - Fest der Farben

Holi ist bei Ausländern als das Fest der Farben bekannt. Am Tag nach dem ersten Vollmond im März werden von morgens bis 14:00 Uhr die konventionellen Regeln außer Kraft gesetzt. Die Polizei ahndet in diesem Zeitfenster nur noch Trunkenheit am Steuer. Bereits morgens wird Alkohol konsumiert und Cannabis geraucht. Das Flirten in der Öffentlichkeit ist erlaubt. Vor allem junge, indische Männer nutzen dies. Daher ist Holi, ähnlich wie bei uns der Karneval, auch nicht ganz ungefährlich.


Das Fest beginnt bereits am Abend zuvor mit einer Zeremonie, bei der auch ein Feuer entzündet wird. Dieses Feuer wird an den Tempeln der Hindus errichtet. Es besteht aus Feuerholz, getrockneten Kuhfladen und wird geschmückt mit orangenen Marygoldgirlanden. Außerdem kann man Dinge, die man nicht mehr braucht, verbrennen. Es werden Opfergaben in Form von Gebäck erbracht. Das Feuer soll die Verbrennung des Dämons Holika symbolisieren und damit den Sieg des Guten über das Böse.

Weil ich das live sehen wollte, hat uns unser Fahrer zu einem kleinen Tempel in der Nähe gefahren. Durch mein offensichtliches Interesse wurde ich sofort von einer Inderin in die Zeremonie integriert. Zuerst musste ich meine Schuhe ausziehen. Da das Feuer heilig ist und heilige Plätze nur barfuß betreten werden dürfen. Dann wurde mir pinkes Gulal angeboten, das ist die bunte Holifarbe, die ich in den vorbereiteten Haufen werfen sollte. Zuletzt bekam ich Gebäck angeboten. Dieses wollte ich auch in den Haufen Feuerholz werfen, weil ich das bei einer anderen Inderin so gesehen hatte. Meine Zeremonienleiterin machte mich dann aber darauf aufmerksam, das ich das Gebäck kosten sollte. Weil ich nicht unhöflich sein wollte, habe ich es also gegessen, obwohl ich es mit der Hand entgegengenommen hatte, die voll Farbpuder war. Dieses haftete jetzt natürlich auch an dem Gebäck. Das Gebäck schmeckte süss und auch das Farbpuder ist mir bekommen. Obwohl das bestimmt nicht zum Essen gedacht ist.

Voll gespannter Erwartung bereiteten wir uns am nächsten Morgen auf das eigentliche Fest der Farben vor. Wichtig ist, alte Klamotten zu tragen, falls die Farbe nicht mehr auswaschbar ist. Dann ist es auch schlau, sich zuvor mit Kokosöl gut einzureiben, da diese Farbpulver auch die Haut extrem färben können. Die Haare sollten am besten bedeckt sein. Nicht zuletzt sollte man ausreichend mit Wasserbomben, Wasserspritzpistolen mit Wassertank und natürlich Farbpulver bewaffnet sein. So ausgerüstet zogen wir also in unserem Viertel los. Dort war aber zu unserer Überraschung kaum noch was los. Wir waren auch relativ spät dran. Daher sind wir in den nächsten kleinen Park und haben dort unsere eigene kleine Farbschlacht veranstaltet. Dies hat uns einige erstaunte Blicke seitens der beobachtenden Inder eingebracht. Wahrscheinlich fanden sie es befremdlich, dass Expats Holi feiern. Auf dem Weg aus dem Park sind wir dann doch noch auf eine Gruppe Inder mit Kindern gestoßen. Der Mann bestreute uns mit dem pinken Pulver und sagte dabei: „Now we‘re look all the same.“


Somit feiert man mit Holi nicht nur den Beginn des Sommers, sondern auch die Zusammengehörigkeit der vielen Ethnien.

Zoe, eine Freundin, hat Holi mit ihrem indischen Mann in Vrindavan gefeiert. Das ist für Hindus die Heilige Stadt von Krishna. Dort wird Holi besonders zelebriert. Sie hat mir ein Bild geschickt nach ihrem dortigen Holi-Erlebnis. Die eigentliche Hautfarbe ist bei ihr kaum noch erkennbar:).


Holi gehört damit jetzt schon zu einem meiner Lieblingsfeste in Indien. Nächstes Jahr werden wir uns auch nach Vrindavar aufmachen.


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