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Im Primus Hospital

Autorenbild: Kerstin TscherpelKerstin Tscherpel

Diese Woche hatten wir das erste Mal Kontakt mit dem indischen Gesundheitssystem. Da mein Sohn fiese eingewachsene Zehennägel hat und diese sich jetzt auch noch entzündet hatten, hab ich kurzerhand beschlossen, der Empfehlung meiner Kollegen zu folgen und das Primus Hospital gegenüber der Schule aufzusuchen.


Zuerst haben wir per WhatsApp einen Termin gemacht mit dem Kontaktmann. Dieser sehr engagierte und bemühte junge Inder hat uns dann unten im Empfang auch gleich abgeholt. Wir wurden durch das von Menschen volle Krankenhaus durchgelotst und dem Chirurgen vorgestellt. Der war sehr nett und auch sehr bemüht und zusammen mit seinem Äußeren echt verstörend. Ungefähr so alt wie mein Mann oder etwas älter muss er wohl einen schlimmen Unfall gehabt haben. Seine rechte Gesichtshälfte war vernarbt mit geschmolzener Haut. Er hat auch eine Kopfbedeckung und Sonnenbrille getragen, um das entstellte Gesicht zu verdecken. Einmal konnte ich kurz einen Blick seitlich auf sein Auge erhaschen und das war echt creepy. Er hat sich also die Zehen meines Sohnes angesehen und cool, wie er war, gesagt, dass es das beste wäre, die Fußnägel zu entfernen. Da in Indien alles schnell geht, ging’s also gleich weiter in die Ambulanz. Wieder hat uns der junge, smarte Inder durch die vielen wartenden indischen Patienten geführt und direkt in den winzigen OP-Raum. Höchstens 6 Quadratmeter groß, von denen das meiste die Liege eingenommen hat. An der Wand Flecken, über deren Herkunft ich lieber nicht weiter nachdenken möchte. Alte Hocker aus Plastik und ein kleiner Tisch mit einem alten Computer. Zwei Schwestern erwarteten uns bereits. Etwas skeptisch durch das Ambiente, hab ich genau beobachtet, ob auch alle Injektionsnadeln und Skalpelle frisch ausgepackt werden. Nachdem die Schwestern die Zehen meines Sohnes mit reichlich Jodtinktur übergossen hatten, kam der Chirurg und ein paar Minuten später waren die Zehennägel rausgerupft, als wäre es nichts anderes als Unkraut. Ehrlich gesagt war ich erstaunt, wie leicht das aussah. Ich bekam jeden Zehennagel präsentiert. Das ist hier wohl so üblich, als Beweis der getanen Arbeit.

Mein psychisch arg angeschlagenes Kind durfte dann im Rollstuhl nach draußen fahren. Begleitet hat uns wieder der sehr eifrige, junge Inder, der dann unsere Rechnung und die Medikamentenbesorgung gemanagt hat.

Nach knapp einer Stunde war alles erledigt inklusiv OP. Das Ganze hat nicht mal 100,- € gekostet und da sind jetzt die Medikamente und die Nachsorge bereits inbegriffen. Überrascht hat mich auch, was wir an Medikamenten bekommen haben. Neben den Klassikern Schmerzmittel und Antibiotika, haben wir ein Präparat mit Trypsin und Chymotrypsin bekommen. Weil mir nicht klar war, was Verdauungsenzyme mit den Zehen zu tun haben, hab ich gegoogelt. Herausgefunden habe ich, dass bereits Naturvölker diese Kombination in Form von Pflanzenpresssäften verabreicht haben und diese auch für eine bessere Wundheilung sorgen sollen.


Damit steht der Heilung dank des guten Services des Primus Hospital nun nichts mehr im Wege.

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