top of page

Indische Hochzeit

Autorenbild: Kerstin TscherpelKerstin Tscherpel

Angefangen hat alles mit einer roten Einladungskarte mit goldenen Lettern und einer Schachtel Süßigkeiten, die uns von unserem Fahrer überreicht wurde.

Überraschenderweise lädt er uns zur Hochzeit seiner jüngsten Tochter ein. Da das schon die zweite indische Hochzeit ist, auf die wir eingeladen werden, scheinen die Inder nach anderen Kriterien einzuladen, als ich das aus Deutschland kenne. Es werden wohl immer mindestens 300 Gäste eingeladen und wir als Europäer sind dann sowas wie Ehrengäste. Vielleicht weil wir so exotisch sind.


Natürlich hab ich mir sofort Gedanken gemacht, wie man sich wohl zu einem solchen Anlass kleidet, was man schenkt und wie man sich Verhalten sollte. Immerhin ist es ja eine Hinduhochzeit und unsere erste. Also hab ich mich völlig überfordert gefühlt. Da wir unseren Fahrer aber echt gern haben, haben wir zugesagt.


Also auf zum Shopping. Ein Sari kam nicht in Frage, da bauchfrei, schwer zu wickeln und ungemütlich. Außerdem darf es nicht weiß sein und auch nicht schwarz oder zu trist. Es sollte möglichst farbenfroh sein. Im ersten Laden wurde mir zu folgenden Kleidern geraten:

Das war mir dann doch zu krass😅. Also in den nächsten Laden. Da gab es dann schlichtere Outfits. Schließlich hab ich mich für ein mintgrünes Outfit mit weiter Hose, langem Oberteil mit schöner Stickerei und Stola dazu entschieden.

Dann noch eine schöne große Karte mit Glückwünschen, in die wir den Betrag für die Braut legen. Dieser dient der Braut zur Versicherung, falls ihr Mann stirbt. Wichtig ist, dass der Betrag nicht gerade ist, sondern mit 1 endet, also zum Beispiel 10.001 Rupien. Sonst bringt das wohl Unglück.


Am Abend holt uns der Fahrer ab und bringt uns zu dem Park, der festlich geschmückt und aufgestuhlt ist. Wir werden von sehr lauter Musik empfangen und viele Gäste tanzen bereits ausgelassen. Die Frauen scheinen sich nach dem Motto, um so glitzeriger, um so besser, gekleidet zu haben und jetzt komme ich mir doch wieder underdressed vor. Das Brautpaar fehlt und wird noch erwartet. Wir werden an einen Tisch geleitet und mit leckerem Kaffee versorgt. Dauernd kommt jemand und bietet uns Getränke oder etwas zu Essen an. Alle sind sehr bemüht um unser Wohlergehen. Manche möchten Fotos von uns machen, obwohl meine blonde Tochter gar nicht mit dabei ist.

Ungeachtet dessen, dass auf der Einladung der Beginn mit 7 Uhr angegeben war, hat uns unser Fahrer erst um 8 Uhr abgeholt. Aber selbst das war wohl noch zu früh. Von meinen Kollegen wurde mir auch mehrmals eingebläut, auf keinen Fall pünktlich zu kommen, nicht vor 9 Uhr lautete die Empfehlung. Also sitzen wir unter dem Sternenhimmel, betrachten das Szenario und warten gespannt was passiert.


Irgendwann kommt mit lautem Getrommel auf einer Kutsche, vor die zwei weiße Schimmel gespannt sind, der Bräutigam an. Er wird auf das Podest, wo der Ehrenplatz ist, getragen.

Nun finden Zeremonien mit dem Bräutigam statt, in die der Brautvater und der Vater des Bräutigams integriert sind. Dies läuft nebenher, während die Gäste immer noch ausgelassen tanzen, essen oder sich unterhalten. Wobei das bei der lauten Musik schwierig ist.

Ich frage mich, wo die Braut bleibt und warum nicht beide zusammen gekommen sind. Langsam wird es kühl. Endlich nach einer weiteren Stunde tut sich was und die Braut kommt an. Sie wird unter einem Baldachin ebenfalls zu dem Podest und ihrem wartenden Bräutigam geführt. Der Einzug der Braut hat etwas erhabenes, wie sie gemessenen Schrittes den ausgelegten Teppich entlangschreitet. Die Musik verstummt und aller Augen sind auf die Braut gerichtet. Die Braut selbst wirkt schon etwas angestrengt, sieht aber in ihrem prachtvollen Gewand wunderschön aus. Es werden viele Fotos gemacht. Jeder Gast darf auf‘s Podest zum Glück wünschen. Dabei wird natürlich ein Erinnerungsfoto von dem Fotograf geschossen.

Von meiner Kollegin wurde mir gesagt, dass das Fest nach dem Essen vorbei ist und erwartet wird, dass man Heim geht. Da jetzt alle essen oder gegessen haben und die Musikanlage bereits abgebaut wurde, gehe ich also davon aus, dass das Fest damit zu Ende ist. Mein Kleiner ist zwischenzeitlich schon auf meinem Schoß eingeschlafen. Also lassen wir uns Heim fahren und sind von den ganzen Eindrücken überwältigt.


Am nächsten Tag erfahre ich, dass die Freier noch bis 4 Uhr morgens ging. Irgendwie fühle ich mich nachträglich falsch informiert. Vielleicht wird das Ganze aber mal wieder flexibler gehandhabt, als mir das kommuniziert wurde. Letztlich hab‘ ich mich auf der Feier doch etwas deplatziert gefühlt, obwohl alle sehr bemüht um uns waren. Daher hätte ich gar nicht länger bleiben wollen. Eine interessante Erfahrung war es aber allemal.









Comentarios


Beitrag: Fotos
Beitrag: Pro Gallery
  • Facebook
  • Twitter
  • LinkedIn

©2021 10 feet in india. Erstellt mit Wix.com

bottom of page