Kompetenzen leben in Delhi
- Kerstin Tscherpel
- 7. Aug. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Selbst einfachste Dinge können in Delhi eine Herausforderung sein.
Diese Woche habe ich folgende Kompetenzen zum Leben in Delhi erreicht.
Ich kann selbstständig mithilfe der Uber-App ein Taxi ordern und damit zum Zielort fahren.
Ich kann selbstständig ein Tuk-Tuk anheuern und damit zum Zielort fahren.
Ich kann (unsicher) eine mehrspurige Straße in Delhi zu Fuß überqueren.
Ich kann eine Plastiktrinkflasche so öffnen, dass nichts verschüttet wird.
Zu erstens gibt es anzumerken, dass bereits das Einrichten der App eine Herausforderung ist. Erstmal erscheint die Uber-App simpel und bedienerfreundlich.

Dann soll man eine Zahlungsmittel hinterlegen. Es wird von Barzahlung abgeraten. Daraufhin hab ich versucht eine meiner Kreditkarten anzugeben, die beide nicht genommen wurden.
Als das fehlschlug, versuchte ich AmazonPay zu aktiveren. Auch das war erfolglos. Also hab ich schließlich doch Bar gewählt. Das ging dann aber nicht, weil ja AmazonPay hinterlegt war und um dies zu löschen, musste ich erst googeln. Alles sehr nervig. Mein Mann kämpft immer noch mit der App, da seine hinterlegte Kreditkarte ebenfalls nicht funktioniert und nicht gelöscht werden kann, so lange kein anderes Zahlungsmittel eingerichtet ist🤯.
Jetzt kann ich also selbstständig ein Uber ordern. Dann muss man den Fahrern, die oft nur rudimentär Englisch sprechen können, noch klar machen, wo man hin will. Das ist schwierig. Ich löse das, indem ich die Navigation auf meinem Handy öffne und es dort zeige. Bezahlen kann auch schwierig werden. Da einem der Bankautomat als kleinsten Schein 100 Rupien gibt. Der Preis für die Fahrt vom Hotel zur Schule aber nur 89 Rupien kostet. Da runde ich auf 100 Rupien auf. Wenn die Fahrt aber knapp über 100 Rupien kostet, z.B. zu Hauptverkehrszeiten 121 Rupien, hab ich ein Problem und bin darauf angewiesen, dass der Fahrer auf 200 rausgeben kann.
Seltsam ist auch, dass es unterschiedliche 100 Rupienscheine gibt. Das macht das Bezahlen nicht gerade einfacher.
Zu zweitens lässt sich sagen, dass ich ja eigentlich nicht mehr Tuk-Tuk fahren wollte. Nachdem mich aber eine nette Grundschulkollegin nach der Schule gefragt hat, ob sie mich mitnehmen soll, hab ich mir einen Ruck gegeben. Dabei habe ich festgestellt, dass die Strecke von der Schule zum Hotel ohne große Unannehmlichkeiten mit dem Tuk-Tuk zu fahren geht. Das bedeutet, es ist in dem Diplomatenviertel nicht so viel Verkehr, dass man das Gefühl hat, zwischen den Autos zerdrückt zu werden und es tränen einem nicht die Augen von den Autoabgasen.
Zu drittens muss ich zugeben, dass das ein Punkt ist, wo ich die Kompetenz noch nicht erreicht hab. Eigentlich konnte ich die 4-spurige Straße nur überqueren, weil zwei große SUVs extra langsamer wurden. Wahrscheinlich hatten die Fahrer Mitleid, weil ich so unsicher am Straßenrand stand. Wie man also eine große Straße hier überquert, ist mir immer noch ein Rätsel, da permanent Autos und andere Fahrzeuge kommen und es keine Fußgängerüberwege oder Ampeln oder Zebrastreifen gibt.
Dass diese ersten drei Dinge eine Herausforderung sein werden, war mir klar. Dass aber selbst das einfache Öffnen einer Plastiktrinkflasche schwierig sein könnte, damit hab ich nicht gerechnet.
Hier in Indien werden die Flaschen bis zum oberen Rand befüllt (siehe Foto).

Die Flaschen wirken auch dünnwandiger, so dass sie bei geöffnetem Deckel schnell zusammengedrückt werden können, woraufhin noch mehr Wasser rausfließt.
Wenn man sich also nicht nass machen will, muss man die Flaschen mit äußerster Vorsicht und Feingefühl öffnen.
Vielleicht ist das Öffnen der Flasche ein guter Wegweiser, wie man in Delhi die Dinge als Expat angehen sollte: mit Feingefühl und Vorsicht.
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