Mein Mann fĂŒhlt sich ĂŒberfordert!!!!
Der Arme.
Immerhin ist er hier âthe Bossâ! So wird er tatsĂ€chlich von unseren Angestellten genannt.
SĂ€mtliche Anweisungen von mir werden nicht wirklich ernst genommen, sondern mĂŒssen vom Boss abgesegnet werden. Das wirkt fĂŒr EuropĂ€er frauenfeindlich. Hier in Indien ist eben alles noch sehr traditionell. Ich empfinde das aber entlastend. So muss ich mich fĂŒr Vieles nicht mehr verantwortlich fĂŒhlen, weil klar ist, dass mein Mann den Fahrer, den Koch, die Putzfrau und jetzt neu, auch noch den GĂ€rtner organisieren muss.
Das bedeutet, er muss beim Koch die Abrechnung machen, die Fleischbestellung koordinieren und noch nötige KĂŒchenutensilien einkaufen.
Er muss die ganzen Lieferungen terminieren. Das ist sehr stressig. Da vor jeder Lieferung drei Anrufe erfolgen. Einmal, um anzufragen, ob am nĂ€chsten Tag geliefert werden kann. Am Liefertag, um mitzuteilen, dass gleich die Lieferung kommt und danach ruft noch der Schreiner an, um abzufragen, ob geliefert wurde und mitzuteilen, dass er in einer halben Stunde vorbeikommt, um das Möbel zusammenzubauen. Die Anrufer sprechen meist ein Englisch, das weder ich noch mein Mann verstehen. Was das ganze nicht gerade einfacher macht. Da aber immer die gleichen Dinge abgefragt werden, ist mein Mann dazu ĂŒbergangen, mittlerweile nur noch âok, ok, okâ zu sagen. Das funktioniert ganz gut - ĂŒberraschenderweise. Wenn der Koch oder der Fahrer verfĂŒgbar sind, kommunizieren sie auf Hindi fĂŒr uns mit den Anrufern. Dann muss der Fahrer organisiert werden, der uns zur Schule fĂ€hrt und wieder abholt, wĂ€hrend mein Mann dazwischen einkaufen geht und Baguette und sauteuren Schinken besorgt. SchlieĂlich soll es ja den Kindern an Nichts mangeln. Die Sporttermine mĂŒssen mit den Treffen der Kids und ihren Freunden unter einen Hut gebracht werden. Das ist schon kompliziert, vier Leute mit einem Fahrer zu organisieren.
Die Putzfrau erfordert eigentlich am wenigsten Management. Sie kommt unter der Woche tÀglich, putzt alles durch und meldet sich nur, wenn ihr das Putzmittel ausgeht.
Der Guard, der nicht nur fĂŒr unsere Wohnung zustĂ€ndig ist und eigentlich vom Hausverwalter beauftragt ist, informiert irritierenderweise seit Neuestem auch meinen Mann, wenn er mal zwei Tage Urlaub braucht. Er fragt meinen Mann nach etwas Geld, um seine alten Schuhe zu reparieren. Das ist so erbĂ€rmlich, dass man einfach nicht Nein sagen kann. KĂŒrzlich stand er in einer alten Lederjacke unten, die so löchrig war, dass mein Mann hochkam und sagte: âDer Wachmann ist von den Vögeln angegriffen worden!â Es gibt furchtbar viele Vögel hierđ .
Der Wachmann ist echt nett und hilft oft beim Hochtragen unserer EinkÀufe, also stecken wir ihm ab und zu etwas Geld zu. Vielleicht kann er sich ja dann bald eine neue Lederjacke kaufen.
Die Wohnung erfordert auch ziemlich viel Organisation, da ab und an was repariert oder neu gestrichen werden muss. AuĂerdem sind die Klimaanlagen und der Trinkwasserfilter relativ wartungsintensiv. Somit muss mein Mann ĂŒber den Hausmeister die entsprechend verantwortlichen Handwerker koordinieren.
Meist weiĂ man nicht genau, wann die Handwerker kommen. Das kann in fĂŒnf Minuten oder am nĂ€chsten Tag sein. So wartet man im Standbymodus, bis die Handwerker kommen und ihre Arbeit verrichtet haben. Denn falls Fragen auftauchen, muss man verfĂŒgbar sein, sonst geht es nicht weiter.
Hinzu kommt noch, dass mein Mann sich trotz seines Akademikerhintergrundes die Handwerkerkompetenz nicht nehmen lassen will. Also hat er immer mehrere Spielzeuge von unserem Kleinsten in der Reparatur.
Nebenbei fĂŒhrt mein Mann eigentlich noch ein Unternehmen und spielt Nachhilfelehrer fĂŒr unsere beiden GroĂen. Da ist es schon nachvollziehbar, dass er sich gestresst fĂŒhlt und nicht mehr weiĂ, wie er seine vier Tennistrainingseinheiten pro Woche unterbringen sollđ.
So ein Leben als Boss ist halt schon anstrengend. Vielleicht sollten wir noch jemanden anstellen, der die Angestellten managed. Das nennt sich hier glaube ich Housekeeper. Ob das die Situation dann vereinfachen wĂŒrde, bezweifle ich. Hinzu kommt, dass mein Mann sich in Deutschland immer gewĂŒnscht hat, mehr Angestellte zum Koordinieren zu haben. Daher habe ich nicht besonders viel Mitleid mit ihm und amĂŒsiere mich darĂŒber, wenn er wieder jammert, weil er GehĂ€lter abzĂ€hlen muss.
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