Midlife-Crisis
- Kerstin Tscherpel
- 31. März
- 2 Min. Lesezeit
Habe ich eine Midlife-Crisis?
Eigentlich war ich bislang immer davon überzeugt, dass ich dafür nicht der Typ bin. Ich trauere weder meiner Jugend hinterher, noch wünsche ich mir einen jugendlichen Liebhaber. Eigentlich würde ich eher sagen, dass ich in meinem Leben mit zunehmendem Alter immer glücklicher wurde.
Trotzdem erfasst mich in regelmäßigen Abständen eine tiefe Sehnsucht nach einem einfacheren und natürlicheren Leben. Dabei stelle ich mir ein kleines Häuschen umgeben von Natur vor, wo ich mein eigenes Gemüse anbaue und die Hühner im Garten gackern.
Jedes Mal, wenn ich diese Sehnsucht meinem Mann gegenüber äußere, zieht er die Augenbrauen zusammen, sieht mich kritisch an und sagt nicht gerade einfühlsam: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du glücklicher wärst, wenn du als Bäuerin lebst!“ Dann fühle ich mich völlig unverstanden und versuche ihm zu vermitteln, wie sehr mich die Fremdtaktung stresst, die ich im Schulalltag habe. Aber auch das stößt auf wenig Verständnis. Jetzt habe ich laut ihm eine Midlife-Crisis!
Möglich wäre das schon. Immerhin werde ich in naher Zukunft 50 Jahre alt. In den Ferien habe ich Neuland von Ildikó von Kürthy gelesen. Dieses Buch hat mich in großen Teilen sehr amüsiert. Nachdenklich haben mich ihre Gedanken über die Sehnsucht gemacht. Die Sehnsucht sei mit Vorsicht zu genießen. Denn nicht alles, wonach man sich sehnt, macht einen am Ende auch glücklicher. Eine Bekannte erzählte mir dazu, wie sie immer dachte, dass eine Wohnung in Delhi sie glücklich machen würde. Dann hat sie ein paar Jahre hier in Delhi gelebt und dabei die Sehnsucht nach einem Pferdehof in Norddeutschland entwickelt. So als würde man sich immer genau nach dem sehnen, was man gerade nicht hat. Das wäre insofern fatal, weil man dann nie glücklich wäre, solange diese Sehnsüchte bestehen blieben. Denn eine Sehnsucht offenbart einen Mangel, der gestillt werden will. Zumindest habe ich das bislang immer gedacht.
In New Delhi fehlt mir die Natur, die ich in Deutschland jederzeit haben kann, ich brauche nur im nahen Wald spazieren zu gehen.
Vielleicht rührt daher meine Sehnsucht nach dem Häuschen in der Natur. Da das Häuschen zurzeit für mich unerreichbar ist, außer als Ferienunterkunft, habe ich mir vorgenommen, mein Zimmer umzugestalten. Dabei habe ich mich auf Pinterest inspirieren lassen. Meine Umgestaltungen werden folgende Maßnahmen enthalten:
1. Aufräumen und Ordnung halten
2. Mehr Pflanzen im Zimmer
3. Eine Wandtapete mit grünem Dschungelprint

Ich hoffe, dass ich über den Grüninput in meinem Zimmer die Sehnsucht nach Natur etwas befriedigen kann und meinen Mann dann nicht länger mit meiner Midlife-Crisis belaste. Nur beim Blumentöpfe reintragen muss er mir noch helfen.
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