Wie lange waren wir nicht mehr am Meer. Ich liebe das Meer. Stundenlang könnte ich auf die Brandung schauen. Ich finde es gibt nichts entspannenderes. Ab und zu fährt ein kleines Boot vorbei. Sonst sieht man auf dem Meer wenig, nur das endlose Blau bis zum Horizont.
Morgens kann man man am Strand kleine Strandläufer beobachten, die die Strandkrabben jagen. Die Strandkrabben verstecken sich dann schnell in ihren Sandlöchern. Ein beeindruckend türkis gefärbten Kingfischer fliegt auf den braunen Tufffelsen, um seine Beute zu fressen. Ein wunderschöner schwarz, roter Falter segelt über den Sand und Palmwedel wiegen sich in der lauen Brise des Meeres. Zwei Hunde spielen am Strand und die wenigen Gäste in der Bucht spazieren am Spülsaum entlang. Man findet kleine Muscheln und Opercula, die als Shiva-Auge den bösen Blick abwehren. Es ist das perfekte Urlaubsidyll.
Das Wasser ist mit 27 Grad Celsius angenehm warm, aber doch erfrischend, so dass mein Kleiner sich dauerhaft im Wasser aufhält und sich in der Brandung aalt. Die vorgelagerten Felsen brechen die Wellen, wodurch der Wellengang im Uferbereich sehr kinderfreundlich ist. Nur zum Schwimmen, ist es ratsam eine Stelle ohne Felsen auszusuchen. Die meisten indischen Urlauber gehen trotzdem nur mit Schwimmwesten und höchstens hüfttief ins Wasser.
Meine Tochter liest aus Faust vor, während wir in einer der großen aufgehängten Strandmuscheln relaxen und Marlon sitzt im Spülsaum und spielt versunken mit dem nassen Sand. Wer braucht da noch Wifi?
Da es in dieser kleinen Bucht, dem Chota Cola Beach nur eine Handvoll Unterbringungen gibt, hält sich die Anzahl der Besucher in Grenzen und neben uns machen glaube ich höchstens 5 andere Familien hier Urlaub. Unser Resort liegt am südlichen Ende des Strandes und insgesamt ist die Bucht vielleicht 500 Meter lang. Am nördlichen Ende gibt es einen Bauern, der oberhalb des Strandes Reisfelder bewirtschaftet.
Alle sind hier sehr zuvorkommend und um unser Wohlergehen bemüht. Heute habe ich eine Ayurvedische Massage genossen und danach bin ich als Ölsardine die 10 Meter zu meiner Hütte zurück gelaufen. So ölig war ich mein Leben noch nicht. Im Unterschied zu Deutschland ist mir aufgefallen, dass hier in Indien Frauen nur von Frauen massiert werden und Männer nur von Männern. Was ich sehr angenehm finde.
Gestern Abend habe ich mir gegrilltes Gemüse auf die Hütte bestellt, weil ich doch den Sonnenuntergang von unserer Terrasse aus so genieße. Der Koch unseres Resorts hat offensichtlich eine andere Definition von gegrilltem Gemüse als ich. Bekommen hab ich nämlich gegartes Gemüse in Rahmsoße. Das war aber auch sehr lecker. Täglich wird unsere Hütte gereinigt. Danach hat der Begriff Nasszelle tatsächlich auch Wahrheitsgehalt. Denn jedes Mal nach der Reinigung ist der Boden im Bad so nass, dass man aufpassen muss, nicht auszurutschen.
Wie hat es mein Mann so treffend formuliert, was ihnen hier vielleicht an Professionalität fehlt, machen sie durch ihre außergewöhnliche persönliche Betreuung wett. Meine Großen wollten zusammen mit meinem Mann zum Schnorcheln. Daraufhin, haben sie das hauseigene Boot des Resorts klar gemacht und sie raus gefahren, wo es mehr zu sehen gibt.
Ich sinniere über das Leben und stelle mal wieder fest, dass man doch eigentlich wenig zum Glücklichsein braucht. So stelle ich mir meinen Lebensabend vor. In einer Hütte am Meer unter Palmen bei lauen Temperaturen.
Das einzige was mir hier Sorgen bereitet ist die Kokosnusspalme direkt über mir, wenn ich an dem kleinen Terrassentisch sitze und auf das Meer schaue. Hoffentlich sind die Kokosnüsse noch nicht reif.
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