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AutorenbildKerstin Tscherpel

Unsere Babita

Seit wir unser Appartement bezogen haben, haben wir eine Maid, unsere Babita. Diese Hausmädchen werden hier quasi mit der Wohnung vererbt. Unsere ist so alt wie ich, mütterlich und kocht gerne. Sie ist jeden Tag mindestens acht Stunden da und geht nachdem sie uns das Abendessen aufgetragen hat. Das gibt es dann in schönen Schalen serviert und die Küche ist danach auch aufgeräumt. Hier wird alles frisch zubereitet, angefangen vom Kartoffelbrei über Gemüse oder Tomatensoße für Nudeln oder auch Pommes. Dadurch schmeckt das Essen sehr lecker und weil Babita viel Erfahrung mit Deutschen hat, kocht sie für uns wenig „spicy“ also scharf aber trotzdem gut würzig. Selbst mein Mann, der das Essen meist nochmal extra salzt, hat das bei Babita noch nicht.

Zum Einstieg gab es vegetarisches Butterchicken. Statt mit Chicken mit Paneer, das ist ein indischer Käse, dazu Kartoffelbrei, Gemüse und Naanbrot.

Das war sehr lecker und spicy 😋.


Babita ist für den Wocheneinkauf, das Putzen, die Wäsche und die Abendmahlzeit verantwortlich. Sie organisiert die Handwerker, die ja fast täglich da sind, in strengem Ton in Hindi, damit sie ja nicht zu viel Dreck machen und weist meinen Mann besorgt darauf hin, dass er doch besser nicht so viel rauchen soll.


Besonders „strange“ ist, dass Babita in vielen Eigenarten wie meine Mama ist. Die Kinder lieben das. Ständig ist sie bemüht, die Kinder zu versorgen und kaum äußern diese einen Wunsch, steht sie in der Küche und macht noch extra ein Omelett. Jeder kleine Essenrest wird säuberlich in Dosen verpackt und in den Kühlschrank gestellt. Auch wenn es nur acht Nudeln sind. Am Wochenende gibt es keine leere Dose mehr und der Kühlschrank quillt über mit Dosen voller Gemüsesticks, Lasagne und was eben noch so übrig war. Das erfordert schon richtiger Planung, die Dosen bis Montag wieder leer zu bekommen.

Sie hält auch gern ein Pläuschchen mit uns und kocht und backt eindeutig lieber, als dass sie putzt. Meist ist sie in der Küche und schaut dem Essen beim Köcheln zu oder sie telefoniert mit ihrer Tochter.


Die Wäsche befindet sich in allen möglichen Zwischenstadien in unserem erweiterten Flur und wartet darauf, fertig gebügelt oder vom Wäscheständer genommen zu werden.

Kein Karton, der ein Gerät mit Garantie enthalten hat, darf weggeworfen werden und jeder gebrauchte Beutel wartet in einer Schublade auf eine erneute Verwendung.

Die Waschmaschine auf dem Balkon und die Spülmaschine sind ihr nicht so ganz geheuer. Daher spült sie gern von Hand und ich bestücke die Waschmaschine.


Auch wenn mein Mann das Gefühl hat mit seiner Schwiegermutter zusammen-zuwohnen, ist Babita eine Perle und wir sind froh sie zu haben. Was ihr an deutscher Effizienz fehlt, gleicht ihre Herzlichkeit mehr als genug aus. Trotzdem finde ich es kurios, dass zwei Menschen aus unterschiedlichen Generationen und aus unterschiedlichen Kontinenten so ähnlich sein können. Meine Mama würde sich bestimmt gut mit ihr verstehen.


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